Rückblick auf das Jahr 2022

Januar bis Juni

Von Anja Vollmar

Januar:

In Namibia sind die Corona-Fälle sehr gering. Man hofft, dass sich die Tourismusbranche wieder erholt, sodass die Menschen damit wieder Hoffnung auf eine Arbeitsstelle haben.
Da wir wussten, dass durch die Pandemie immer noch sehr große Armut herrscht, haben wir dieses Mal direkt die Aufstockung des Schulmaterials von letztem Jahr übernommen. Der Ansturm war wieder riesengroß. Petra und Marion hatten alle Hände voll zu tun.

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Dank der lieben Spende von Johannes konnten wir Kiana, das sechsjährige krebskranke Mädchen, weiter unterstützen.

Memory, ein junges Mädchen das Petra schon lange betreut, möchte eine Ausbildung bei COSDEC in Otjiwarongo, Fachrichtung Hospitality and Tourism, machen. Ihr Antrag bei NASAF (so etwas wie Bafög) wurde leider abgelehnt, daher übernahmen wir die Kursgebühren in Höhe von N$ 7.500,00 ( ca. 440,00 €). Sie macht die Ausbildung sehr gut und auch ihr dreimonatiges praxisbezogenes Praktikum im Gondwana Etosha Safari Camp hat sie mit einem sehr guten Zeugnis abgelegt. In ihrem Kurs werden viele Aufgaben am Laptop erledigt. Darum freuten wir uns sehr, dass wir, aufgrund der Spende von der Datagroup (s.u.), ihr einen Laptop geben konnten.

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Laptopspende

Februar:

Im Februar kam eine Frau zu Petra. Sie wohnt in Ombili, einer der ärmsten Siedlungen in Otjiwarongo. Dort leben viele Kinder, um die sich von Seiten ihrer Eltern nicht gekümmert werden kann oder wird. Sie möchte diese Kinder von der Straße holen. Daher fing sie an, Mauern für einen Kindergarten zu bauen, aber es fehlen noch Tische und Stühle, sowie ein zusätzlicher Raum mit Toiletten und Waschbecken. Sie ist wirklich sehr engagiert und hat zusätzlich beim Ministerium einen Antrag gestellt, um eine erste Klasse er- und unterrichten zu dürfen, da viele Kinder schon älter sind und weder lesen noch schreiben können. So hätten Kinder danach eine bessere Chance in der Schule.

Da wir zur Zeit so viele Ausgaben für Schulmaterial/Uniform und Lebensmittel haben, können wir ihr im Moment leider vorerst nur mit den Tischen und Stühlen helfen.

Außerdem kam eine Mutter mit ihrem achtjährigen Sohn in Petras Büro und fragte nach Hilfe. Der Sohn ist beeinträchtigt. Er hatte bei der Geburt einen offenen Rücken, einen leichten Wasserkopf und die Füße standen nach oben. Der Rücken ist verheilt, am Kopf hat er einen Abfluss und die Füße brauchen spezielle Schuhe.
Der Junge ist toll und total pfiffig. Deshalb hatte sich seine Mutter sehr bemüht, einen Schulplatz für ihn zu bekommen und die Karundu Primary Schoole hat zugestimmt.
Normalerweise nehmen Schulen keine Kinder mit Behinderung auf, da sie dafür nicht ausgerüstet sind.
Das Problem ist, dass sein Hirn die Darm- und Blasenfunktion nicht mehr steuern kann. Deshalb muss er permanent in der Schule Windeln tragen. Die Mutter geht dreimal, d.h. alle 2 Stunden, zur Schule, um ihn frisch zu machen. Da die Windeln teuer sind, fragt sie, ob wir ihr diese bezahlen könnten, was wir sehr gerne machen. Zum Schulhalbjahr war er Klassenbester!

März:

Im März gab es mal wieder kaum Medikamente in den Krankenhäusern, so auch kein Antibiotika …
Zudem gab es leider auch nicht die Pille oder die Drei-Monats-Spritze zur Verhütung.
Allerdings ist Verhütung für uns ein wichtiges Thema, weil wir häufig von Menschen um Hilfe gebeten werden, die ihre Kinder und sich selbst schon nicht versorgen können.
Aus diesem Grund haben wir entschieden, dass wir für die Frauen in unseren Programmen diese Drei-Monats-Spritzen bei der Apotheke kaufen.
Eine Drei-Monats-Spritze kostet N$ 74,00 / 4,30 €. Dies ist gut investiertes Geld, wenn man bedenkt, dass eine Dose Milchpulver, die nur 14 Tage reicht, N$ 265,00 kostet.

Natürlich unterstützen wir auch unsere Milchmäuse weiter. Am 22. März war eine Mutter mit Baby bei Petra, das eigentlich aufgrund seines Gewichts in die Notaufnahme gemusst hätte. Leider haben die Krankenhäuser auch für solche Notfälle kein Milchpulver mehr. Das Baby lag in der Gewichtskurve bei „besonders stark Untergewichtig“. Es bekam zu dem Zeitpunkt nur Zuckerwasser … So wurde es in unser Milch-Programm aufgenommen.
Außerdem kam ein Großvater mit seinem dreimonatigem Enkel. Die Mutter war an Covid verstorben und er kümmerte sich jetzt um das Baby. Dieses Kind wurde ebenfalls in das Milch- Programm aufgenommen.

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Im März bringen wir ein junges Mädchen im Hostel unter, da sie aus ihrem wirklich furchtbaren und armen Zuhause rausgeholt werden musste. Die Eltern hatten sie immer für nur N$ 5,00! zum Nachbarn geschickt, der sie dann missbrauchte.
Im Hostel wurde sie Mitglied im „Girls Club“, einem Club, in dem Mädchen sich für Bedürftige einsetzen. Für einen Ausflug benötigt sie N$ 400,00, die wir ihr gerne geben. Sie hat es wirklich verdient.

Kiana ging es im März immer schlechter, sie vertrug die Chemo nicht und deshalb musste die Behandlung immer wieder gestoppt werden. Sie schaffte es leider nicht den Krebs zu besiegen und am 07. April musste sich ihre Familie für immer von ihr verabschieden.

Petra hat pro Woche mindestens zehn Anfragen mehr als normalerweise für Lebensmittel-Hilfe.
Alle hungern!

April:

Im April bekamen wir eine tolle Spende von 6 Laptops und 33 Smartphones der Firma Datagroup Business Solutions GmbH aus Siegburg.
Das ist wirklich SUPER und eine große Hilfe für unsere Student*Innen! Vielen Dank nochmal!

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Außerdem fragt eine Mutter von neugeborenen Zwillingen nach Milchpulver. Eine ihrer Brüste ist zerquetscht, die andere hatte nur sehr wenig Milch und so reichte es nicht für die Zwillinge. Da unser Verein ganz klar die Regel hat, vor der Hilfe an Milchpulver erst eine Beratung zur Familienplanung und damit verbundener Empfängnisverhütung zu machen, muss auch die Mutter erst den Nachweis erbringen, dass sie den Termin wahrgenommen hat und jetzt verhütet. Erst danach bekam sie Milchpulver für die Zwillinge.

Der Winter steht in Namibia vor der Tür, die Temperaturen gehen gegen null und manchmal auch darunter. Es kommen immer mehr Menschen, die nach Decken fragen, weil es nachts sehr kalt wird. Sie schlafen auf dem „nackten“ Boden, drum herum nur durch eine Blechhütte geschützt. So bitten wir Petra, einen Vorrat an Decken zu kaufen und zu verteilen.