Jahresrückblick 2016

Mai bis August

Von Anja Vollmar

Mai:

Anfang Mai meldete sich Angelika, Mutter von „unseren“ ehem. jetzt einjährigen Milchmäuschen-Zwillingen, nachdem sie einen Monat ihr Notversorgungs-Porrige nicht abgeholt hat. Sie hatte eine Arbeit gefunden, 3 mal die Woche. In der Zeit waren die Zwillinge bei ihrer Schwester. Leider hat eins der Babys dort nicht genug gegessen und war dann so schwach, das es ins Krankenhaus musste und fast gestorben wäre.
Dort musste sie 3 Wochen bleiben und bekam insgesamt 18 Infusionen!
Sie hat es geschafft und bekommt von uns noch Erdnussbutter-Porrige, bis sie sich komplett erholt hat. Außerdem erhält Angelika von uns nicht mehr nur das Notversorgungs-Porrige-Programm sondern bekommt das volle Lebensmittel-Programm.

Wir überlegen, ob wir das Notversorgungs-Porrige-Programm nicht generell um Erdnussbutter erweitern, weil es einfach viele Kalorien liefert. Ein Portion Obst wäre ebenfalls super …
Da wir aber jetzt mittlerweile schon bei 40 Familien für dieses Programm sind, müssen wir erst einmal schauen, wie sich die Kosten stemmen lassen.

Alleine für das Notversorgungs-Porrige-Programm (pro Monat pro Familie, bestehend aus 10 kg Maismehl + 2 kg Zucker + 1 Liter Öl) benötigen wir N$ 180,00 + N$ 50,00 für Wasser (sonst macht es keinen Sinn). Das sind ungefähr € 17,00. Bei 40 Familien pro Monat = € 680,00, sind das pro Jahr € 8.160,00!

Juni:

Im Juni war ich selbst wieder vor Ort und habe geholfen, wo ich konnte.

Wir besuchten Maria mit Lorenzia und Mischa und mussten leider feststellen, dass Maria wieder schwanger war … Sie hat einen neuen Freund, der jetzt mit in der winzigen Hütte (2,5 m x 2 m!) wohnt. Wir machten ihr unmissverständlich klar, wie verantwortungslos es ist, noch ein Kind in die Welt zu setzten, wenn man die anderen zwei schon nicht ernähren kann, ganz abzusehen von ihrem eigenen Gesundheitszustand! Wir gaben deutlich zu verstehen, dass wir nicht bereit sind, auch das neue Baby zu unterstützen, dass ihr Freund Verantwortung übernehmen und eine Arbeit finden muss, die er zum Glück auch gefunden hat.

Ich habe auch Mrs. Monika vom Multi Purpose Help Center (kurz MPHC), das wir seit 2015 teilfinanzieren, getroffen. Dieses Center bekommt von uns monatlich Nudeln, Äpfel und Eier für die Versorgung der 75 Kinder. Außerdem Porrige, Desinfektionsmittel, Seife, Vaseline etc. für das Home Based Care Projekt.

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August:

Mr. Honorable Neumbo, Councillor Otjiwarongo Constituency, bat uns im August um Hilfe für eine 25jährige junge Frau, die das letzte Semester ihres Studiums, Bachelor of Accounting, nicht beenden konnte, weil ihr das Geld für die letzten Studiengebühren fehlte. Da sie ein Fernstudium macht – sie kann sich keine Unterkunft in Windhoek leisten – bekommt sie auch kein Bursary oder Couverment Loan (so etwas wie Bafög). Sie verdient sich ein bisschen Geld, indem sie anderen Kindern Nachhilfe gibt. Das reicht leider nicht für die letzten Studiengebühren. Wir baten sie zu Frau Schauenburg ins Büro um dort die Bedürftigkeit zu klären. Die junge Frau machte einen taffen, kühlen Eindruck und erklärte, das sie gerne das Geld in irgendeiner Form zurück zahlen möchte, sei es als Arbeit oder später in kleinen Raten.
Wir wollten sie gerne auf diesem Weg unterstützen und deshalb die Gebühren für sie bezahlen. Daraufhin brach die kühle Fassade und sie hat vor Freude geweint. Da kann man mal wieder sehen, wie schwer es auch hier vielen fällt, meist aus Scham, nach Hilfe zu fragen.  Dokument - Studiengebühren

Außerdem bekamen wir eine Mail von Mrs. Monika (MPHC). Sie bat uns um Hilfe für eine 16köpfige Familie (3 Erwachsene, 13 Kinder). Sie haben alles bei einem Brand verloren, auch ein zweijähriges Kind ist dabei ums Leben gekommen, eins lag noch mit schwersten Verletzungen im Krankenhaus. Frau Schauenburg hat alle Decken, Kleidung, Schüsseln und Töpfe rausgesucht, die von unserer Containerlieferung im Jahr 2014 noch übrig waren. Die Kinder erhielten neue Schuluniform und wir halfen bei der Finanzierung einer neuen Behausung. Zusätzlich gab es ein Lebensmittelpaket.

In den nächsten 3 Monaten brannten leider noch 2 weitere Hütten ab, sodass die Familien in größte Not gerieten. Auch hier halfen wir mit Wellblechen (ca. N$ 1.500,00 pro Familie).  Dokument - Brände